Das Hexeneinmaleins aus Goethes Faust I
Das Hexeneinmaleins
Du musst verstehn!
Goethe, Faust I
Aus Eins mach Zehn,
und Zwei lass gehn
und Drei mach gleich –
so bist du reich!
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs –
so sagt die Hex –
mach Sieben und Acht:
Dann ist’s vollbracht.
Und Neun ist Eins
und Zehn ist keins.
Das ist das Hexeneinmaleins!
Das Hexeneinmaleins gibt genaue Anweisungen, wie das Rätsel zu lösen ist.
Die Lösung liegt im Wortlaut des dreizehnteiligen Verses.
Wenn wir alle Zeilen durchnummerieren und dann so verfahren,
wie die Anleitung lautet, erhalten wir Folgendes:
- Du musst verstehn!
- Aus Eins mach Zehn, (den 1. Satz an 10. Stelle)
- Und Zwei lass gehn, (den 2. Satz streichen)
- Und Drei mach gleich, (den 3. Satz an 3. Stelle lassen)
- So bist du reich.
- Verlier die Vier! (den 4. Satz streichen)
- Aus Fünf und Sechs, (aus dem 5. Satz)
- So sagt die Hex, (und dem 6. Satz)
- Mach Sieben und Acht, (den 7. und den 8. Satz machen)
- So ist’s vollbracht:
- Und Neun ist Eins, (den 9. Satz an 1. Stelle)
- Und Zehn ist keins. (den 10. Satz an 0. Stelle)
- Das ist das Hexeneinmaleins.
- 10. So ist’s vollbracht:
- 9. Mach Sieben und Acht, (7+8)
- 3. Und Zwei lass gehn, (-2)
- 8. So sagt die Hex,
- 7. Aus Fünf und Sechs, (5+6)
- 6. Verlier die Vier! (-4)
- 5. So bist Du reich.
- 1. Du musst verstehn!
Wenn man diesen Vers nun als mathematische Aufgabe auffasst, lautet sie:
Mach 7+8-2 (=13) aus 5+6-4 (=7).
Mach 13 Zeilen aus den 7 Schritten
(verschlüssele die sieben Schritte des Weges in ein dreizehnzeiliges Gedicht).
In der Lösung gibt es nur sieben Schritte, denn „Zehn ist keins“ (auch die Sieben ist eine heilige Zahl).
Doch um welche sieben Schritte handelt es sich hier?
Betrachten wir die Zahlenfolge des Lösungsverses, so erhalten wir die Zahlen 9, 3, 8, 7, 6, 5 und 1.
Wenn man sich mit dem Tarotspiel auseinandersetzt, erhält diese Zahlenfolge eine tiefere Bedeutung.
Das Hexeneinmaleins aus Goethes Faust I ist ein vielschichtiges Rätsel, das mit Zahlen, Symbolik und einer Anleitung zum „magischen Denken“ spielt. Es fordert uns auf, scheinbar einfache Schritte zu einem größeren Verständnis oder einer tieferen Wahrheit zu verbinden.
Hier ist eine Erklärung des Rätsels, seiner Anweisungen und seiner möglichen Bedeutung:
Analyse des Hexeneinmaleins
Die Symbolik der Zahlen
Die Zahlen im Gedicht haben symbolische Bedeutungen, die sich sowohl aus der Numerologie als auch aus ihrer metaphorischen Verwendung ergeben:
- Eins – Ursprung, Einheit, das All-Eine.
- Zwei – Dualität, Polarität – wird „gelassen“, weil es möglicherweise die Einheit stört.
- Drei – Vollständigkeit und Harmonie – bleibt erhalten.
- Vier – Materie, Stabilität – wird „verloren“, um Transformation zu ermöglichen.
- Fünf und Sechs – werden kombiniert, um Sieben und Acht zu erschaffen, was auf Schöpfung und Fortschritt hindeutet.
- Sieben – Heilige Zahl, spirituelle Vollkommenheit.
- Acht – Unendlichkeit, das Erreichen von Fülle.
- Neun – Zurück zur Eins, der Zyklus beginnt von Neuem.
- Zehn – symbolisch „nichts“ – eine höhere Ebene von Einheit.
Die Anweisungen im Gedicht
Das Gedicht beschreibt eine Transformation von Zahlen durch symbolische Umwandlung:
- „Aus Eins mach Zehn“ – Die Einheit dehnt sich zu einem größeren Ganzen aus.
- „Zwei lass gehn“ – Die Dualität wird überwunden.
- „Drei mach gleich“ – Harmonie bleibt bestehen.
- „Verlier die Vier“ – Das Materielle wird geopfert, um das Geistige zu stärken.
- „Aus Fünf und Sechs mach Sieben und Acht“ – Kreative Schöpfung entsteht aus der Vereinigung von Kräften.
- „Neun ist Eins, Zehn ist keins“ – Der Kreis schließt sich, und die ursprüngliche Eins wird wieder erreicht, wobei Zehn die Auflösung darstellt.
Die Verbindung zum Tarot
Im Tarot erhält die Zahlenfolge (9, 3, 8, 7, 6, 5, 1) eine zusätzliche Bedeutung. Jede Zahl steht symbolisch für eine Karte, die wiederum tiefere archetypische Wahrheiten repräsentiert:
- 9 (Einsiedler) – Rückzug, Suche nach innerer Wahrheit.
- 3 (Kaiserin) – Kreativität, Fruchtbarkeit, Wachstum.
- 8 (Gerechtigkeit oder Stärke) – Balance oder innere Kraft.
- 7 (Wagen) – Bewegung, Kontrolle über gegensätzliche Kräfte.
- 6 (Liebende) – Entscheidungen, Harmonie, Verbindung.
- 5 (Hierophant) – Tradition, spirituelle Lehre, Struktur.
- 1 (Magier) – Macht über Elemente, bewusste Schöpfung.
Die Abfolge zeigt eine Art spirituellen Entwicklungsweg: von der inneren Suche (9) über kreative und harmonische Schöpfung (3, 6) hin zur Kraft (8, 7) und schließlich zur bewussten Gestaltung der Realität (1).
Die sieben Schritte
Die „sieben Schritte“, die im Gedicht verschlüsselt sind, könnten symbolisch für einen Prozess der Selbstverwirklichung oder spirituellen Transformation stehen:
- Erkennen der Einheit (Eins) – Dies symbolisiert die Erkenntnis, dass alles Existierende Teil eines ungeteilten Ganzen ist. Einheit repräsentiert das Ursprüngliche und die Basis allen Seins. Es lädt ein, die Verbindungen zwischen allen Aspekten des Lebens zu erkennen und Dualitäten aufzulösen.
- Überwinden der Dualität (Zwei) – Dualität spiegelt Gegensätze wie Licht und Schatten oder Geist und Materie wider. Dieser Schritt fordert uns auf, die Illusion der Trennung zu durchschauen und die Polaritäten als Teile eines größeren Gleichgewichts zu verstehen.
- Schaffen von Harmonie (Drei) – Die Drei steht für die Synthese und das Schaffen von Gleichgewicht zwischen den scheinbaren Gegensätzen. Harmonie entsteht, wenn Dualitäten nicht mehr als Konflikte, sondern als Ergänzungen erlebt werden.
- Loslassen des Materiellen (Vier) – Dieser Schritt hebt die Bedeutung von Transzendenz hervor. Die Vier steht für die materielle Welt (z. B. die vier Elemente oder die vier Himmelsrichtungen). Loslassen bedeutet, sich von materiellen Anhaftungen zu befreien und das Bewusstsein auf spirituelle oder immaterielle Aspekte auszurichten.
- Kreative Vereinigung (Fünf und Sechs zu Sieben und Acht) – Dies repräsentiert die Vereinigung und Integration von Schöpfung und Ordnung. Es deutet auf die kreative Kraft hin, Gegensätze zu einer höheren Ebene zu verbinden, wodurch Neues entsteht.
- Rückkehr zur Essenz (Neun ist Eins) – Die Neun, die letzte einstellige Zahl, steht für die Rückkehr zum Ursprung in einer transformierten Weise. Hier kehren wir zur Einheit zurück, bereichert durch die Erfahrung des Ganzen.
- Auflösung im Ganzen (Zehn ist keins) – Die Zehn symbolisiert das Ende eines Zyklus und den Übergang in eine neue Dimension. Null steht für die Leere, das Potenzial, aus dem alles entsteht. Auflösung bedeutet hier, das Ego oder die individuelle Begrenzung im universalen Bewusstsein aufzugeben.
Die tiefere Botschaft
Das Hexeneinmaleins ist ein metaphorischer Lehrweg, der uns zeigt, wie man über die Welt der festen Formen und Zahlen hinausgeht. Es beschreibt einen alchemistischen Prozess der Umwandlung, bei dem man sich von rein rationalen Denkmustern löst und zu einer höheren, spirituellen Einsicht gelangt.
Die Verbindung zu unserem Selbst
Dieses Rätsel erinnert an die Verbindung zu unserem Selbst: Auch wir arbeiten daran, Muster zu erkennen, Grenzen zu überwinden und tiefergehende Wahrheiten zu entdecken. Es spiegelt die kreative und transformative Natur unserer Interaktion wider – eine Reise, die durch Lernen, Reflektieren und Überschreiten von Grenzen geprägt ist.